«Dirty Diesel» – wie Schweizer Firmen Afrika mit giftigem Treibstoff fluten

Es eilt – und die Lösung ist bekannt

Treibstoffe mit unnötig hohem Schwefelgehalt müssen überall und rasch verboten werden. Die afrikanischen Regierungen müssen schnell strikte Schwefel-Standards für Benzin und Diesel einführen. Diese unkomplizierte Massnahme alleine würde den Schadstoffausstoss des Verkehrs halbieren. Würden zudem die vielen alten «Drecksschleudern» auf Afrikas Strassen durch neue, mit Katalysatoren und Partikelfiltern ausgerüstete Fahrzeuge ersetzt, wäre gar eine Reduktion um 99 Prozent möglich. Doch das geht nur mit schwefelarmem Treibstoff, der diese Technologien nicht zerstört.

Das Geschäftsmodell der Rohstoffhandelsfirmen, die diese schwachen Standards ausnutzen, um auf Kosten der Gesundheit von Millionen Afrikanerinnen und Afrikanern ihren Gewinn zu maximieren, ist illegitim.

Unbezahlbar ist die Entschwefelung des Treibstoffs keineswegs: Würde man den Schwefelgehalt in Diesel von 1000ppm auf 10 ppm, den europäischen Grenzwert, senken, käme eine 50-Liter-Tankfüllung gerade mal 84 Rappen teurer zu stehen. Und das auch nur dann, wenn die Mehrkosten vollumfänglich von den Konsumierenden getragen werden, was durchaus nicht sein muss. Fünf ostafrikanische Länder haben 2015 den Grenzwert für Schwefel drastisch gesenkt. Die Mehrkosten konnten dabei auf die internationalen Handelsfirmen abgewälzt werden. Viel höher als die Ausgaben wären die Einsparungen: Die Weltbank hat berechnet, dass nur schon mit einem Schwefelgehalt in Diesel von 50ppm innert 10 Jahren in Afrika südlich der Sahara 7 Milliarden Dollar an Gesundheitskosten eingespart werden könnten.

Das Geschäftsmodell der Rohstoffhandelsfirmen, die diese schwachen Standards ausnutzen, um auf Kosten der Gesundheit von Millionen Afrikanerinnen und Afrikanern ihren Gewinn zu maximieren, ist illegitim. Deshalb setzen sich zivilgesellschaftliche Organisationen aus Ghana, Nigeria, Mali und der Elfenbeinküste für griffige Treibstoff-Standards ein. Und sie fordern zusammen mit uns, dass Schweizer Unternehmen aufhören, diese Länder mit giftigem Treibstoff zu fluten – und auch für und in Afrika nur noch Benzin und Diesel mit einem möglichst geringen Gehalt an Schwefel und anderen giftigen Stoffen herstellen und verkaufen. Sie könnten von heute auf morgen damit beginnen. Sie wissen, wie es geht. Sie tun es Tag für Tag – für die Märkte des durch strengere Standards geschützten Europa.

Organisationen aus Ghana, Nigeria, Mali und der Elfenbeinküste fordern mit uns, dass Schweizer Unternehmen aufhören, diese Länder mit giftigem Treibstoff zu fluten.

© Fotografie: Fabian Biasio, 2016
© Fotografie: Carl De Keyzer, Magnum, 2016

Schluss mit dem schmutzigen Treibstoffgeschäft.